März 29, 2022

internationality #1 - stereotype und vorurteile

Von Benedikt Korkmaz
internationality #1 - stereotype und vorurteile

in der vergangenheit wurde ich oft gefragt, wo ich eigentlich herkomme. aber nicht um zu erfragen, wo ich wohne und aufgewachsen bin. nein, sondern lediglich, um zu erfahren, wo meine wurzeln liegen; damit ich aufklärung darüber leiste, warum ich nicht ganz in dieses starre bild eines deutschen passe.  

nicht ganz ins bild passen, dass kennen mittlerweile viele menschen in deutschland und natürlich der gesamten restlichen welt.

laut dem bundesamt für migration und flüchtlinge hatten 2019 21,2 millionen menschen in deutschland einen migrationshintergrund. das entspricht einem viertel der gesamtbevölkerung und betrifft damit jeden 4ten menschen. interessant ist in diesem zusammenhang aber auch die definition des migrationshintergrunds: "eine person hat einen migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein elternteil die deutsche staatsangehörigkeit nicht durch geburt besitzt."

das bedeutet im umkehrschluss, dass 25% mit großer sicherheit nicht einmal in die nähe der realität kommt, in der wir eigentlich leben. denn der einfluss von großeltern auf unsere eltern und uns kinder bleibt groß. wir alle kennen das aus der eigenen familie oder unserem umfeld. großeltern sind eingewandert, deren eltern sind eingewandert und wir hatten einfach das glück in einem sozialstaat groß zu werden in dem wir tun können was immer wir möchten – solange wir dabei nicht die freiheit anderer einzuschränken. 

trotzdem nehmen wir uns nach 2 generationen das recht heraus andere zu be – und verurteilen ohne sie zu kennen. wir stecken menschen in schubladen und fällen urteile wegen deren vermeintlicher herkunft. es spielt aber keine rolle und sollte in keinem fall die leinwand für das bild sein, dass wir von jemandem zeichnen, wenn wir ihn/sie treffen.  

und wenn wir es doch tun, verlieren wir uns in stereotypen und vorurteilen. und ich bin ganz ehrlich mit euch - das ist menschlich. aber wir müssen uns selbstreflektieren und dazulernen, um morgen besser zu sein als heute.

deshalb haben wir hier für euch nochmal eine kleine zusammenfassung über vorurteile, stereotypen und deren funktion:


stereotypen charakterisieren eine person oder gruppe. sie sind oft unterbewusste kognitiven zuordnungen, die der mensch vornimmt um reize, informationen und die umwelt in kategorieren einzuteilen. sie lassen sich als feste vorstellungen von eigenschaften oder verhaltensweisen beschreiben, die menschen aufgrund ihrer zugehörigkeit zu einer bestimmten gruppe zugeschrieben werden. stereotypen sind also gefestigte bilder über eine gruppe – einfacher gesagt meinungen.

und wenn wir nicht bereit sind diese ständig zu evaluieren und beginnen einzelne stereotype zu werten und damit auch eine emotionale komponente geben, entstehen vorurteile. gordon allport sieht in vorurteilen außerdem eine „ablehnende und feindseige haltung gegenüber einer person.“ wir fällen urteile aufgrund von annahmen über eine gruppe, ohne eigene erfahrungen zu sammeln oder den dialog mit den teilnehmenden zu suchen.  

bezüglich der funktion und dem bestehen der beiden konzepte, sagt die bundeszentrale für politische bildung: „beide erfüllen für die menschen die funktion, unsicherheit und bedrohung psychisch abzuwehren. sie dienen dazu, die welt überschaubar zu machen, komplexität zu reduzieren. sie schaffen sicherheit für das eigene handeln. darüber hinaus können sie zur stabilisierung des selbstwertgefühls beitragen und liefern mitunter ein gesellschaftlich gebilligtes objekt für die aggressionsabfuhr. sie entlasten unser alltagsbewusstsein, indem situationen und personen nicht immer wieder neu bewertet und interpretiert werden müssen.“

wegen der positiven, wie auch negativen eigenschaften von stereotypen und vorurteilen ist es umso wichtiger, dass wir uns deren bedeutung für unseren alltag vor augen führen. sie können uns helfen komplexe situationen einfacher zu lösen, aber sie sind auch trügerisch und verleiten uns zu vorschnellen schlüssen. es mag nicht immer einfach sein, aber wir sollten jedem menschen mit offenheit begegnen und die möglichkeit geben sich von der beste seite zu zeigen – ohne vorab ein urteil aufgrund von hautfarbe, erscheinung, auftreten oder anderen merkmalen zu fällen.

denn in einer globalen welt ist herkunft zweitrangig und alles was zählt ist die begegnung und der austausch mit anderen. offen und ehrlich. auf augenhöhe.

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