April 24, 2022

queerness #1 - pinkwashing

Von Benedikt Korkmaz
queerness #1 - pinkwashing

„pinkwashing bezeichnet die praxis von firmen, eine identifizierung mit homo-, bi- und transsexuellen vorzugeben, um bestimmte produkte, personen, länder oder organisationen zu bewerben und dadurch modern, fortschrittlich und tolerant zu wirken“ (swr). 

das prominenteste beispiel ist dabei sicherlich der pride month, der traditionell im juni stattfindet. kleiner fact für alle interessierten: der pride month wird oft mit dem stonewall-aufstand assoziiert. das war der erste aufmerksamkeits-erregende aufstand gegen polizeiwillkür in new york im jahr 1969 (utopia

im juni werden sich also wieder viele unternehmen damit schmücken ihr logo anzupassen, kampagnen zu starten und zu berichten wie viel sie für diversität und inklusion tun. unabhängig davon wie viel sie dafür während des jahres wirklich tun. wie divers wird geworben? wie ist das arbeitsklima und steht ein unternehmen auch unterjährig für queere menschen und ihre recht ein? 

im grundsatz ist die aufmerksamkeit, die bspw. der pride month mit sich bringen wird eine schöne sache. es zeigt eine positive entwicklung in unserer gesellschaft, denn unternehmen wagen es mit diesen aktionen auf die gesellschaftlichen schiefstände hinzuweisen. aber dass sie es wagen(!) und sich trauen(!) müssen ist ein ganz entscheidender knackpunkt, der schnell den schmalen grat zwischen wahrhaftigkeit und pinkwashing definiert. denn viele unternehmen ändern ihr logo beispielsweise lediglich in deutschland. blicken wir einmal über den tellerrand hinaus stellen wir schnell fest, dass die großen brands diesen schritt in arabischen staaten, russland oder auch polen nicht gegangen sind. denn es würde sich negativ auf das standing auswirken und verkaufszahlen stark beeinträchtigen. aber gerade hier ist aufklärung wichtig und hier zeigt sich wer wirklich hinter der community steht.

bitte versteht uns nicht falsch, es geht uns nicht darum die menschen und ihre religion nicht zu respektieren, oder kein verständnis für deren hintergründe zu haben. aber beim einsatz für jedes thema das wir behandeln und beim einsatz für die queere community geht es darum, fundamentale menschenrechte zu wahren. darum den menschen die freiheit zu geben die menschen zu lieben, zu denen sie sich hingezogen fühlen. darum an orten der welt für gleichberechtigung einzutreten, an denen wir es am dringendsten benötigen. und dabei ist nachdrücklich einsatz wichtig, und eine kampagne pro jahr die sich positiv auf das markenimage in bestimmten ländern auswirkt ist scheinheilig, und keine support für die menschen, die in der gesellschaft immernoch (!) einen schweren stand haben.

die kluft zwischen selbstdarstellung und tatsächlichem handeln ist weiter groß. konzerne, mittelständische unternehmen und einzelunternehmer sollten sich auch unterjährig um sensibilisierung und aufklärung bemühen. ihrer belegschaft die möglichkeit geben mehr über diese themen zu lernen und ein arbeitsklima schaffen, in dem sich alle menschen willkommen fühlen.

für alle die sich dafür interessieren welche unternehmen einen echten beitrag leisten und inwiefern dieser sich darstellt, empfehlen.wir den uhlala-pride-index. dieser berücksichtigt das engagement von unternehmen und organisationen in deutschland für die lgbtiq+ community in den vordergrund. hier werden erfolge im diversity management gefeiert und die möglichkeit gegeben, potenziale zur weiterentwicklung zu identifizieren. 

 

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