moment mal: ist jede krankheit eine behinderung? und wo liegt da eigentlich der unterschied?
als wir uns entschieden haben, unser neues awarness t-shirt zu veröffentlichen haben wir überdurchschnittlich viel über unsere wortwahl diskutiert. wofür steht das neue design? auf was wollen wir in der kommunikation achten? wie sind wir besonders deutlich? und vieles mehr. klare kommunikation und strukturen sind uns aktuell besonders wichtig. und als wir die ersten posts auf instagram veröffentlichen haben, kamen schnell fragen rund um krankheiten und behinderungen auf. und nicht nur ihr, sondern auch wir haben uns gefragt: steht das design für unsichtbare krankheiten oder unsichtbare behinderungen? ist eigentlich jede krankheit eine behinderung? und was ist eigentlich mit chronisch kranken menschen?
für uns ist nun klar: nicht jede krankheit ist eine behinderung. und der grad zwischen behinderungen und chronischen krankheiten ist außerordentlich schmal.
aber lasst uns von vorne beginnen.siegfrid wurm, vom haufe verlag, beschreibt krankheit in erster linie als abweichung von der norm. diese abweichung ist nur sehr schwierig objektiv zu bestimmen und die grenze zwischen gesundheit und krankheit nur damit sehr uneindeutig. die deutsche gesetzgebung greift diese fehlende objektivität auf und definiert krankheit daher als „objektiv fassbarer, regelwidriger, anomaler körperlicher oder geistiger zustand, der die notwendigkeit einer heilbehandlung erfordert und zur arbeitsunfähigkeit führen kann.“
wobei der fokus klar auf die behandlung gelegt wird, und diese notwendig ist um einen anormalen zustand als krankheit anzuerkennen. die behandlung zielt darauf ab schmerz bspw. zu lindern oder zu beheben.
chronisch krankheiten sind krankheiten, die bestimmte kriterien erfüllen müssen, um als solche anerkannt zu werden. dabei erkennt das bundesministerium für gesundheit eine schwerwiegende chronische erkrankung als solche an, wenn menschen über 1 jahr hinweg mindestens einmal pro quartal (alle 3 monate) wegen derselben erkrankung zum arzt müssen und eines der folgenden kriterien erfüllen:
- pflegebedürftigkeit des pflegegrades 3, 4 oder 5, oder
- grad der behinderung (grd) von mindestens 60 %, oder
- eine kontinuierliche medizinische versorgung erforderlich ist ohne die, die betroffenen u.a. beeinträchtigt wären oder die umstände gar lebensbedrohlich werden könnten.
laut einer umfrage von statista gaben in deutschland übrigens ca. 46% (!) der menschen an unter einer oder mehreren chronischen krankheiten zu leiden.
zu guter letzt, bleibt uns nun die differenzierung zu einer behinderung. und dieser grad ist aus unserer sicht sehr schmal. auch weil innerhalb des themas behinderung nochmal nach dem grad der behinderung und zwischen behinderung und schwerbehinderung unterschieden wird.
nach deutschem gesetz fällt eine krankheit (heilbar oder unheilbar) unter den begriff „behinderung“ wenn sie eine einschränkung mit sich bringt, die auf physische, geistige oder psychische beeinträchtigungen zurückzuführen ist und den betroffenen in wechselwirkung mit barrieren keine volle teilhabe am berufsleben ermöglicht. und diese einschränkung auch noch von langer dauer ist (> 6 monate). barrieren sind in diesem kontext übrigens als ungünstige umweltfaktoren definiert, die in komibnation mit eigenschafter einer behinderten person, die überwindung eben dieser unmöglich machen oder erheblich erschweren.
es lässt sich damit zusammenfassen, dass eine behinderung prinzipiell als negative folgewirkung einer krankheit verstanden werden kann, die gleichzeitig das leben in der gesellschaft erheblich erschwert.
damit grenzt sich die behinderung von einer chronischen krankheit speziell dadurch ab, dass hier eine negativ belastete wechselwirkung zwischen den beeinträchtigungen eines menschen mit behinderung und umweltfaktoren herrscht. menschen mit behinderung erleben damit eine erhebliche einschränkung in ihrem alltag und können barrieren nur schwer oder gar nicht alleine bewältigen. augenscheinlich wird chronisch kranken menschen, diese wechselwirkung nicht direkt zugeschrieben und muss auch von fall zu fall betrachtet werden.
neben der gesetzlichen perspektive, hat hierzu aber auch jeder mensch das recht auf seine eigene meinung, perspektive und wahrnehmung. manche möchten sich vielleicht gar nicht in eine kategorie einordnen (müssen). andere fragen sich vielleicht warum sie eben nicht in einer dieser kategorie fallen, obwohl sie sich in einer dieser wiederfinden.
für uns bleibt die differenzierung im detail betrachtet eher schwammig, aber im kern ist eine kategorisierung dieser art für ein gutes miteinander hin und wieder auch notwendig. immerhin gibt die gesetzgebung auch die möglichkeit zu einer antragstellung zur anerkennung chronischer krankheiten als (schwer-)behinderungen. und in diesen fällen entscheidet dann der grad der behinderung, der für die meisten krankheiten und behinderungen festgelegt wurde. der sogenannte gdb wird dabei mit einem prozentsatz von 0-100% gemessen. als schwerbehindert gelten nach diesem standard menschen mit einem gdb von oder über 50.
und für alle die nochmal genauer nachlesen möchten:
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