März 13, 2022

feminism #1 - feminismus und krieg

Von Benedikt Korkmaz
feminism #1 - feminismus und krieg

 

vorwort 

es versteht sich beinahe von selbst, dass wir diesen krieg, diese gewalt und ignoranz gegenüber der würde anderer menschen und souveränität eines landes, aufs tiefste verurteilen. für uns gibt es hier keine kompromisse. einen krieg anzustiften, um die eigene macht zu stärken und andere menschenleben aus purem eigeninteresse zu gefährden und zu beenden, liegt jenseits von allem, was wir uns in unserem leben hätten vorstellen können. lasst uns hier sehr deutlich sein: dieser krieg zerstört lebensgrundlagen, nimmt zukünftigen generationen die hoffnung auf ein freies und unbeschwertes leben und spaltet die globale gesellschaft.

 

seit wir einfach mensch gegründet haben, sprechen wir noch mehr über die themen, die uns bewegen und über die wir aufklären wollen. im zuge eines langen dialoges kamen wir dabei auf eine zentrale und aktuelle frage:

wirft uns ein krieg zurück in alte geschlechterrollen?

die geschehnisse der letzten wochen und monate haben viel bewegung in die debatte um gleichstellung von geschlechtern und die bedeutung von geschlechterrollen für unser miteinander gebracht. die geschlechterrollen bestehen im grundsatz aus „verhaltensweisen und einstellungen, die von der gesellschaft als ‚passend‘ oder ‚wünschenswert‘ für das jeweilige geschlecht betrachtet werden. dazu gehört auch, wie wir auftreten, sprechen, uns kleiden oder gar pflegen sollen“ (dr. nihara krause).

in den letzten jahren sind stereotype und die zuweisung bestimmter verhaltensweisen immer weiter aufgebrochen worden. kinder werden neutraler aufgezogen und äußere einflüsse wie tv shows oder medienberichte mit mehr bedacht veröffentlicht. der status quo wird an den pranger gestellt. insbesondere unsere und die nachfolgende generation setzt sich auch wesentlich intensiver mit der relevanz von geschlechteridentitäten auseinander und zeigt mehr offenheit gegenüber der lqbtq+ community. in diesem bereich sehen wir zwar eine erhöhte transparenz, aber der einfluss der geschlechterrollen ist weiterhin groß und wird von sozialen medien auch weitergetrieben.

was wir im krieg nun sehen ist, dass sich wieder viel um mann und frau dreht. zwei stereotypische rollenbilder, die uns lange zeit begleitet und nur schwer zu durchbrechen sind. in dieser notsituation zeigen sich nun viele alte muster und denkweisen. dabei ist das präsenteste beispiel die verteidigung der ländergrenzen:

frauen dürfen flüchten und sich um die kinder kümmern, männer könnten das auch, aber dürfen gleichzeitig gar nicht ausreisen. und all diejenigen, die sich gar keinem geschlecht zugeordnet fühlen scheinen jede bedeutung zu verlieren. von fortschritt kaum eine spur.

die damit einhergehende ungerechtigkeit betrifft dabei alle.

frauen erleben (vor allem sexualisierte) gewalt, wenn städte geplündert und bombardiert werden, wenn sie auf unbekannten straßen nach fluchtoptionen suchen und sie in fremden ländern schutz suchen.
männer reisen an die front, überlassen (zwangsweise) den schutz der familie ihren partner:innen, erleben wie andere menschen getötet und geschändet werden. 
transsexuelle frauen dürfen bspw. auch nicht ausreisen und werden, falls im pass nicht als frau identifiziert, ebenso wie männer von der flucht abgehalten; obwohl sie seit jahren als frau leben. 

die art des leidens für jeden menschen wird hier vom staat festgelegt und nicht von der person selbst. in diesem szenario geraten vor allem frauen wieder in eine abhängigkeit von anderen. sie sind während der flucht auf die hilfe anderer angewiesen und ihre autonomie wird in großem maße eingeschränkt. 

abschließend betrachtet haben sich traditionelle rollen im krieg zwar auch stark aufgelöst – frauen wurden im zweiten weltkrieg unter anderem mit nachdruck in die arbeitswelt gelenkt und als versorgerinnen der familie in den vordergrund gestellt. plötzlich unabhängig von der immer groß propagierten notwendigkeit zuhause die erziehung zu übernehmen – aber negative auswirkungen in bezug auf vorherrschende geschlechterrollen können wir, wie beschrieben, trotzdem beobachten. in der vergangenheit ließ sich das insbesondere an der nachkriegszeit festmachen. wenn menschen sich nach gewohnten mustern und ihrer komfortzone sehnten, wurden die dinge schnell sehr konservativ betrachtet und geschlechterrollen gewannen ihre vormachtstellung zurück.

heute zeigt sich diese entwicklung schon jetzt. gleichberechtigung sollte für alle gelten. männer wie frauen, wie non-binary personen sollten dieselben rechte haben, um ihre familie und menschenrechte zu schützen. gewaltverbrechen gegenüber menschen jeden geschlechts sollten angemessen bestraft und unsere westlichen werte um jeden preis geschützt und mit nachdruck verteidigt werden.

es liegt an uns allen, auch in erschütternden notsituationen alte muster und stereotypen aufzubrechen und nicht nur für frieden, sondern weiterhin auch für die gleichberechtigung aller geschlechter einzustehen.

 

einen kommentar hinterlassen